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Montag, 17. Januar 2011

Homo Anonymus


Um das mal vorwegzuschicken. Ich habe heute Saulaune. Ich bin mit Saulaune ins Bett gegangen... und mit Saulaune wieder aufgestanden. Selbige hat Gründe. Okay, im Vergleich mit Krieg, Pestilenz und Hungersnöten sind es Mickergründe. 


Was läge also näher, als mir diese Gründe auf meinem höchsteigenen Blog von der Seele zu schreiben? Weit gefehlt. Wißt Ihr was nämlich das Problem mit so einem Blog ist? Ein nicht ganz geringer Prozentsatz der Leser kennt einen. Persönlich. Ist vielleicht sogar mit einem verwandt oder verschwägert. Wobei der Prozentsatz natürlich völlig irrelevant ist. Einer reicht. 


Hierzu ein Beispiel. Vor einigen Jahren habe ich einen Krimi geschrieben. Und frei nach dem Motto "sex sells" auch ein paar ordentlich unanständige Szenen eingebaut. (Mal ganz abgesehen davon, dass es Spaß gemacht hat, diese zu schreiben) Nach monatelanger Arbeit stehe ich also mit dem fertigen Manuskript, den kompletten 389 Seiten, säuberlich verpackt und frankiert in der Schlange bei der Post um es an diverse Literaturagenten zu schicken. 


Und plötzlich ein Hirnkrampf: "Oh-gott-oh-gott. Was, wenn das Ding tatsächlich angenommen und veröffentlicht wird und meine Eltern lesen das?"
Rationale Gedanken wie: "Meine Eltern sind vermutlich nicht der Meinung, ihre 45-jährige Tochter ist nach 5 Kindern noch so unschuldig wie frisch gefallener Schnee oder die Jungfrau Maria" kamen da gar nicht auf.

Auf dem Absatz umgedreht, nach Hause gefahren und alle anrüchigen Szenen, quasi mit Weichzeichner versehen ins Nichts ausgeblendet. 


Dazu als Gegenbeispiel, sozusagen als Beweis, dass Anonymität frei macht:
Meine Schwester. 
Meine Schwester ist gebildet, elegant, intelligent und immer höflich. 
Ich wünschte, ich hätte Videoaufnahmen von meiner Schwester beim Autofahren in Israel. Da, wo sie keiner kannte. Immer wenn meine Schwester bei uns in Israel zu Besuch war und hinter dem Lenkrad saß, kam die Bestie zum Vorschein. Da wurde gehupt, geflucht, gedrängelt und auch schon mal ein Finger gezeigt. Vorzugsweise der mittlere. 


Seufz


Vielleicht brauche ich einen Zweitblog - sowas wie "lästerzicke.blogspot.com"



4 Kommentare:

  1. Margarethe ... JETZT muss ich mal ordentlich lachen. :-)

    Obwohl mir heute auch schon jemand das Lachen verdorben hat ;-)

    Liebe Grüße
    Anne

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  2. Den Blog werde ich finden. Unterschätze niemals die Stalking Fähigkeiten deiner Familienmitglieder ;)

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  3. Ich danke sehr für das "gebildet, elegant, intelligent und immer höflich" :) Und beim Autofahren bin ich auch total höflich. Jedenfalls fast immer... oder so...
    Katharina

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  4. grete... den zweitblog dann aber anonym! mist, und wie finde ich den dann? *gacker*

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