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Mittwoch, 19. Januar 2011

Überlegungen einer gestörten Persönlichkeit


Wir haben ja alle so das eine oder andere kleinere Problem mit der selbstkritischen Analyse unseres Verhaltens. Meistens machen wir erst mal – und dann rationalisieren wir unsere Beweggründe. Ich glaube, dass ich ohne falsche Bescheidenheit behaupten kann, diese Methode durch jahrelanges, akribisches Training zu goldmedaillenverdächtiger Perfektion verfeinert zu haben.


 Auf meinem Grabstein wird einmal mein Lebensmotto stehen: „Möglicherweise sinnlos, aber davon viel....und schnell“



Ganz ehrlich – ich bin nur dann beim zu Bett gehen glücklich, wenn ich das Gefühl habe ganz, ganz viel geschafft zu haben. Wenn andere Leute Sonntag abends denken: „Nehhh, was war das ein schöner, gemütlicher Tag. Ausgeschlafen, im Bett gefrühstückt, gelesen, gut gegessen, nette Gespräche geführt – so solls sein.“ ... dann würde ich vor mich hingrummeln: „Verdammter Mist, den kompletten Tag völlig vergammelt.“
Also lege ich solche Tage gar nicht erst wirklich ein. 


Wenn ich das so richtig überlege, hat mir mein Unterbewußtsein bei dem einen oder anderen meiner Kinder direkt nach der Geburt im Kreißsaal signalisiert: „Gerade mal Februar...wenn der Kerl sich jetzt mit der Näherei ein bisschen beeilt... und ich mich dann auf eigene Gefahr entlasse und wir ganz schnell nach Hause fahren – dann könnten wir dieses Jahr noch eins unterbringen.“ (Anders lassen sich die letzen drei Kinder innerhalb von 2 ½ Jahren wirklich nicht erklären)

Und es ist ja nicht so, als wäre diese Lebenseinstellung wirklich so viel effizienter. Ich nehme da als Beispiel eine meiner Töchter. Eigentlich bräuchte sie ein hübsches großes Tattoo auf der Stirn: „Jede Bewegung schwächt“. Und mit einem absoluten Minimum an Aufwand und Anstrengung schlängelt sie sich durch die Schulzeit, wird vermutlich 2 Tage vor den Abiklausuren anfangen zu lernen und trotzdem durchkommen, in gleicher Weise durch ihr Studium kommen und mit 25 ist sie dann Aufsichtsratmitglied bei Apple. Oder so...

Warum mußte ich heute morgen mal wieder über dieses Thema nachdenken? Vor ein paar Tagen habe ich all diese 5“ Quadrate aus den Teatime Florals Stoffen geschnitten. 888 Stück. Hinterher fühlten sich meine Handgelenke an, als hätten sie internen Madenbefall.

Gestern abend, nachdem die letzte Kundin weg war... hmmmm – gerade mal 18.30, da könnte man ja im Prinzip noch so einiges schaffen – wie zum Beispiel neue Farbkombinationen aus den Westfalenstoffen zusammenstellen und 4 verschiede Sorten Charm Packs schneiden. Alles in allem 1600 Stück. Jetzt liegen sie da – und meine Handgelenke bitten darum amputiert zu werden. Ich sollte mal einen Rollenwechsel vornehmen und meiner o.g. Tochter MEINE Erziehung übertragen.

8 Kommentare:

  1. Liebe Grete,
    "ich schmeiß' mich wech".
    Ich liebe Deinen Schreibstil und bitte darum informiert zu werden, wenn Dein Buch auf den Markt kommt.
    Ich trenne mich nach 18 Jahren von meinem Mann und Du hast mir heute ein Lächeln in mein trauriges Gesicht gezaubert.
    Dafür drück' ich Dich ganz arg.
    Danke

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  2. Liebe Anique,
    erstmal -danke, und ...ach Mensch, und ich drück dich ganz feste zurück. Und nur so als Randbemerkung - auch wenn du dir das jetzt gerade nicht vorstellen kannst - die zweite Ehe, die ist es. Ich spreche da aus Erfahrung.
    Ganz liebe Grüße, Grete

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  3. Ich glaub dieses (manchmal etwas schwachsinnige) Verhalten kann man dir nicht mehr aberziehen. Irgendwann wird man dich in Zwangsrente schicken und ich freue mich schon auf den Spaß meinen Cousinen und Cousins dabei zuzusehen wie sie versuchen dich im Alter zur Vernunft zu bringen :D

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  4. Und ich weiß natürlich das ich nur einen Cousin habe der von dir ist. Man streiche das s ;)

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  5. Wolltest du nicht wenigstens im Urlaub mal mit Rotwein statt Rollschneider in der Hand am Mittelmeer sitzen? Und das war doch irgendwie auch ganz OK, oder?
    Wenn du der "schaffige" Typ bist, dann nimm dir doch einfach bei akutem Bedarf den räumlichen Abstand, ansonsten lass deine Energie sprühen. Um die werden dich nämlich viele beneiden, glaub mir.

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  6. Hehe.... räumlicher Abstand...genau - morgen zum Beispiel - da fahre ich zum Stoffgroßhändler. Weit weg von meiner Nähmaschine und meinem Laden. Zählt das? LG liebe Griselda,
    Grete

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  7. Hi Grete!
    Ich schmeiß mich weg, aber ich gehöre auch eher zur Gattung deiner Tochter: ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss...
    Aber ein toller freudscher Verschreiber ist dir da untergekommen: Deine Tochter sitzt beim Aussichtsrat von Apple? Da wünsche ich ihr eine gute Aussicht!!!
    Bis bald, liebe Grüße, Steffi

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  8. Hehe - Yup, haben wir korrigiert... obwohl der Aussichtsrat ist vermutlich wahrscheinlicher.
    Bis bald, Grete

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