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Sonntag, 30. Mai 2010

Komplimente, Nachrufe und Charakterfragen


Wie immer - erstmal ein bisschen was nähbezogenes. Das ist eine Auftragsarbeit - eine geräumige Strandtasche für ein junges Mädchen, mit gequilteten Wellen und Dünengras und 3 großen Innentaschen für alles, was der Teenager so braucht um das Haus verlassen zu können (i-pod, Handy, 18 Sorten Nagellack [eine Farbe für jeden Finger, die Daumen und großen Zehen werden gleich gestrichen - kein Scheiß!], Make-Up, Sonnenbrille, Vampirroman, etc. etc. etc.

Nun zum eigentlichen Thema meines heutigen Ergusses: Erinnern Sie sich noch an die Sorte Nachruf und höchstes Kompliment, dass Ihre Mütter oder Großmütter einer im zarten Altern von 97 im Schlaf verstorbenen entfernten Nachbarin machen konnten?

Bei meiner Mutter und den diversen Tanten war der höchste Orden, den sie posthum einer anderen Frau verleihen konnten: "Das war eine ganz Liebe. Und so proper! Da konnte man vom Fußboden essen!"

Und dann - das Tüpfelchen auf dem "i", sozusagen der Bundesverdienstorden mit goldenem Band für das Lebenswerk einer jeden Frau: "...und für ihre Kinder hat die sich ja ihr GANZES LEBEN LANG AUFGEOPFERT."

Um das mal ganz kurz und knapp klarzustellen: Ich liebe alle meine Kinder und lebe auch nicht auf einer rattenverseuchten Müllhalde ... aber sollte irgendjemand aus meinem Verwandten- oder Freundeskreis auf die Idee kommen, so etwas nach meinem Ableben über mich zu sagen, möchte ich ihm oder ihr versichern, dass ich noch aus dem Jenseits Mittel und Wege finden werde zurückzukommen und ihn oder sie mit dem nächstbesten stumpfen Gegenstand zu erschlagen.

Da wäre mir schon lieber: "Gut, dass die alte Hexe endlich weg ist." - oder irgendetwas in der Richtung.

Und falls jemand schon mal vorsorglich Notizen für meinen Nachruf macht - folgende Wörter sind AUF GAR KEINEN FALL zu verwenden: lieb, nett, bescheiden, ordentlich, angenehm, selbstlos, proper und brav.

Bin froh, dass wir das geklärt haben.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Der Hals lügt nicht



Also, erst mal das, was auch tatsächlich mit "Stoffsalat" zu tun hat, dann kann ich anfangen über andere Dinge zu schwafeln.

Das ist es - das Logo für die "Premium" Produkte, die demnächst in meinen Shop aufgenommen werden sollen. Von "Zaubermasche" wunderbar in ein Stickmotiv umgewandelt und verarbeitet. Vielen Dank!

Dann zu der Sache mit dem Hals. Dem der nicht lügt.

Vor einiger Zeit waren der Gatte und ich zu einer Party eingeladen, die man beim besten Willen nicht anders als "beige" bezeichnen konnte. Sie wissen, was ich meine.

Einziger Farbfleck war eine ausgesprochen nette Journalistin, mit der ich mich dann auch gleich schwätzend und Rotwein trinkend in irgendeine Ecke abgesetzt habe. Wir waren so cirka der gleiche Jahrgang - also am falschen Ende der 40. Und irgendwann kamen wir dann auch auf eben dieses Thema. Älter werden. Schrumpeln. Schwerkraft. Massenausdehnung an den falschen Orten.

Worauf Sie mir erzählt, es gäbe da so ein tolles Buch mit dem Titel: "Der Hans lügt nicht."

"Huh? Der Hans lügt nicht?" Prustendes Gelächter.

"Der Hals! Der Hals!" (Es folgten 5 Minuten völlig absurder Konservation über Hans. Wirklich - ganz netter Kerl. So eine ehrliche Haut. Und weiteres Gegacker)

Jedenfalls - die Sache mit dem Hals, der nicht lügt ist irgendwie bei mir hängen geblieben. Heute morgen guckte er mich wieder im Badezimmerspiegel an (Brauche dringend eine neue Badezimmerlampe. Irgendwas gedämpftes. Kerzen sind doch auch immer nett.)

Und bin dann doch tatsächlich so weit gegangen, die alten Fotoalben rauszukramen und meinen 25 Jahre alten Hals mit meinem doppelt so alten Hals zu vergleichen. Um die Augen rum waren auch deutlich weniger Schrumpel. Und weniger Zufriedenheit. Und weniger Selbstsicherheit. Und all die anderen Dinge, an denen man jahrelang hart arbeitet.

Glatte Hälschen sind überbewertet.



Freitag, 14. Mai 2010

Gruppenbild mit Dame





....oder - wofür ein Teenie-Geburtstag so alles gut ist.

Gestern ist meine Jüngste (s.o.) 14 geworden, d.h. ab vorgestern nachmittag wurden für ca. 24 Stunden meine Küche und mein Wohnzimmer von Horden kichernder Teenies besetzt.

Sollte irgendjemand diesbezüglich noch keine Erfahrungen gemacht haben: Übernachtungsparty bedeutet NICHT, dass diese Jungmenschen irgendwann beabsichtigen zu schlafen. Oder - wie unsereins - spätestens gegen 2.00 Uhr morgens aus purer Erschöpfung wegdösen.

Das sind nicht solche Weicheier wie wir. Die können durchhalten. LANGE. Und LAUT.
Und da unser Schlafzimmer direkt neben dem Wohnzimmer liegt, war an Schlaf (zumindest bei mir) nicht zu denken. (Der Gatte schnarchte völlig ungeniert ab 22.00 Uhr vor sich hin)

Also - aus der Not eine Tugend gemacht - und mich an die Nähmaschine gesetzt. Bis dann alle wieder von den entsprechenden Erziehungsberechtigten abgeholt wurden, waren 13 Brötchenkörbe fertig. Liest man auch in keinem der einschlägigen Ratgeber, daß lärmende Teenager die Effizienz und Produktionsmengen der Eltern steigern.

Dienstag, 11. Mai 2010

Fremde Federn


Banal, aber wahr... wenn man für seinen Shop Dinge entwirft und näht, gelten plötzlich völlig andere Regeln, als wenn man das Ganze nur als Hobby betreibt. Ein in mühevoller, monatelanger Handarbeit aus Hunderten von kleinen Sechsecken gelieselter Quilt kann nicht zu einem realistischen Preis verkauft werden.

Aber ab und zu möchte man ja doch Dinge nähen, einfach nur weil man sie schön findet und nicht weil das die Kostenrechnung erlaubt. Aber die behält man dann besser selber.
Und wenn man - wie ich - fleißig die Blogs und Webseiten anderer kreativer Frauen besucht, findet man ja immer wieder Dinge, bei denen man sagt: "Ohhhhhh - wie hübsch, das will ich auch!"

Und nachdem ich ja jetzt während der letzten 8 Monate wie wahnsinnig Dinge auf Vorrat für meine Shoperöffnung genäht hatte, habe ich dann in den letzten beiden Tagen eine Auszeit genommen und Dinge für mich genäht.

Den "Alles-Dabei" Taschenschnitt von "Farbenmix", das Taschentuchtäschchen von "roteschnegge", die i-pod Tasche von "Griselda", noch eine Matroschka von "Luzia Pimpinella" entworfen und von "Zaubermasche" professionell gestickt oben drauf - und fertig war das Ensemble.

Das Ganze dann stolz heute morgen ausgeführt. Dem ersten mir bekannten weiblichen Wesen auch gleich gezeigt.

"Oh, wie hübsch! Haben Sie die Tasche für Ihren Shop entworfen?"
"Ummm, nein - die jetzt gerade nicht... die ist von...."
"Aber die i-pod Tasche?"
"Ähhh, neh... die auch nicht, die ist von...."
(Gequältes Lächeln meines Gegenübers - ich komme mir langsam vor wie in einer Roald Dahl Geschichte)
"Die Tasche für die Tempotücher?"
Seufz...

So ist das mit den fremden Federn. Macht nix. Sind trotzdem schön.

Sonntag, 2. Mai 2010

Multi-Tasking Forever!

Auf dem Titelblatt der letzten Cosmo wurde in Großbuchstaben: "Schluß mit dem Multi-Tasking-Stress!" angepriesen. Ich hätte den Artikel dann auch beinahe gelesen.
Aber auch wirklich nur beinahe - denn - mal ganz ernsthaft - wer von uns könnte denn auf "immer-mal-gemütlich-eins-nach-dem-anderen" umschalten, wenn das nicht mit einem Lottogewinn und mindestens zwei Vollzeitbeschäftigten einherginge?

Und würde uns nicht höchstwahrscheinlich was fehlen, wenn uns zwar nicht abends die Zunge aus dem Hals hängen würde, das Kreuz nicht wehtun würde, aber dieses Gefühl von: "mein-gott-war-ich-fleißig-und-effizient-heute" gleichzeitig auch futsch wäre?

Worüber sollte ich den nachts vor dem Einschlafen nachdenken, wenn nicht über meine to-do-Listen für morgen und die Frage, welche der Dinge auf dieser Liste sich vielleicht super gleichzeitig machen lassen?

Da stelle ich doch lieber weiterhin Sonntag morgens um 7.00 die erste Waschmaschine an, habe bis 10 Uhr meine Buchhaltung erledigt, während ich gleichzeitig die Datensicherung fahre und nähe zur Belonung für meinen Fleiß ein paar Tischsets bevor es Zeit wird, das Mittagessen zu kochen (wobei man wunderbar den Kindern mit den Hausaufgaben helfen kann).