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Dienstag, 11. Mai 2010

Fremde Federn


Banal, aber wahr... wenn man für seinen Shop Dinge entwirft und näht, gelten plötzlich völlig andere Regeln, als wenn man das Ganze nur als Hobby betreibt. Ein in mühevoller, monatelanger Handarbeit aus Hunderten von kleinen Sechsecken gelieselter Quilt kann nicht zu einem realistischen Preis verkauft werden.

Aber ab und zu möchte man ja doch Dinge nähen, einfach nur weil man sie schön findet und nicht weil das die Kostenrechnung erlaubt. Aber die behält man dann besser selber.
Und wenn man - wie ich - fleißig die Blogs und Webseiten anderer kreativer Frauen besucht, findet man ja immer wieder Dinge, bei denen man sagt: "Ohhhhhh - wie hübsch, das will ich auch!"

Und nachdem ich ja jetzt während der letzten 8 Monate wie wahnsinnig Dinge auf Vorrat für meine Shoperöffnung genäht hatte, habe ich dann in den letzten beiden Tagen eine Auszeit genommen und Dinge für mich genäht.

Den "Alles-Dabei" Taschenschnitt von "Farbenmix", das Taschentuchtäschchen von "roteschnegge", die i-pod Tasche von "Griselda", noch eine Matroschka von "Luzia Pimpinella" entworfen und von "Zaubermasche" professionell gestickt oben drauf - und fertig war das Ensemble.

Das Ganze dann stolz heute morgen ausgeführt. Dem ersten mir bekannten weiblichen Wesen auch gleich gezeigt.

"Oh, wie hübsch! Haben Sie die Tasche für Ihren Shop entworfen?"
"Ummm, nein - die jetzt gerade nicht... die ist von...."
"Aber die i-pod Tasche?"
"Ähhh, neh... die auch nicht, die ist von...."
(Gequältes Lächeln meines Gegenübers - ich komme mir langsam vor wie in einer Roald Dahl Geschichte)
"Die Tasche für die Tempotücher?"
Seufz...

So ist das mit den fremden Federn. Macht nix. Sind trotzdem schön.

Sonntag, 2. Mai 2010

Multi-Tasking Forever!

Auf dem Titelblatt der letzten Cosmo wurde in Großbuchstaben: "Schluß mit dem Multi-Tasking-Stress!" angepriesen. Ich hätte den Artikel dann auch beinahe gelesen.
Aber auch wirklich nur beinahe - denn - mal ganz ernsthaft - wer von uns könnte denn auf "immer-mal-gemütlich-eins-nach-dem-anderen" umschalten, wenn das nicht mit einem Lottogewinn und mindestens zwei Vollzeitbeschäftigten einherginge?

Und würde uns nicht höchstwahrscheinlich was fehlen, wenn uns zwar nicht abends die Zunge aus dem Hals hängen würde, das Kreuz nicht wehtun würde, aber dieses Gefühl von: "mein-gott-war-ich-fleißig-und-effizient-heute" gleichzeitig auch futsch wäre?

Worüber sollte ich den nachts vor dem Einschlafen nachdenken, wenn nicht über meine to-do-Listen für morgen und die Frage, welche der Dinge auf dieser Liste sich vielleicht super gleichzeitig machen lassen?

Da stelle ich doch lieber weiterhin Sonntag morgens um 7.00 die erste Waschmaschine an, habe bis 10 Uhr meine Buchhaltung erledigt, während ich gleichzeitig die Datensicherung fahre und nähe zur Belonung für meinen Fleiß ein paar Tischsets bevor es Zeit wird, das Mittagessen zu kochen (wobei man wunderbar den Kindern mit den Hausaufgaben helfen kann).

Donnerstag, 22. April 2010

Meine Sachen bekommen Ausgang


Ist ja irgendwie sonst auch traurig. Man näht und näht - und ja, ist schon richtig, man fotografiert und zeigt seine Sachen im Webshop... aber dann kommt alles in die große Kisten und schmachtet im Dunkeln vor sich hin.

Jetzt haben ein paar von meinen Sachen Ausgang bekommen und stehen im Landladen meiner Freundin und Nachbarin Anja und ihrer Mutter Hildegard zusammen mit dem frischen Spargel, den neuen Kartoffeln, der selbstgemachten Wurst und den Fläschchen leckerem Wein zum Verkauf. Wenn also jemand in der Nähe von Münster wohnt und am Sonntag frischen Spargel und eine neue Schürze braucht:

Familie Lienesch-Wesseler, Havixbeckerstr. 142, 48161 Münster (Straße zwischen Roxel und Havixbeck)


Sonntag, 18. April 2010

Casa di Falcone




Letzte Woche sind meine wunderhübschen Stempel und Aufkleber von Casa di Falcone eingetroffen. Supernette Beratung, tolle Ausführung, flotte Lieferung und erschwinglicher Preis.
Vielen Dank, liebe Anna!

Donnerstag, 15. April 2010

Mein Shop ist endlich online und "Männerprobleme"



Es ist so weit. Er ist online. Mein Shop.
Tadahhhhhhhh!
Locker zwei Monate später als erwartet.
Ich bin so schweinestolz darauf, dass die Frage, ob auch irgendjemand jemals irgendetwas dort kaufen wird fast zweitrangig geworden ist. Fast.

Jedenfalls - die Gestaltung meines Logos, meiner Visitkarten, Flyer, des Webshops, die Ideen für die Vermarktung wurden ja nun maßgeblich von der Werbeagentur Fundus in Münster erarbeitet.

So weit ich weiß, beschäftigen die sich normalerweise mit Kunden, die nicht nur aus einer Frau samt Nähmaschine bestehen, außerdem sind ihre Entwürfe selten so rosa, aber da der Inhaber ein guter Freund ist, wurde für mich mal eine Ausnahme gemacht.

Das Team, das mir hier geholfen hat bestand aus Alice (mehrfach lobend hier im Blog erwähnt), die mein reizendes Logo, meine Flyer und noch etliches mehr entworfen hat, Jörg - der für den Aufbau und das Design des Webshops zuständig war und mir mit Engelsgeduld Einzelunterricht der Marke "Webshop for Dummies" erteilt hat und eben jenem Inhaber der Agentur - Martin - der sozusagen der Chef-Ideenträger und - absegner war.

Nun wollte ich mich ja auch mit formgerecht mit etwas Nettem bei den drei Lieben bedanken. Für Alice - kein Problem.
Aber dann waren da ja schließlich noch die Jungs. Was näht man für Männer? Die mögen doch nix in rosa, keine Blümchen, keine Karos, keine Bänder und Spitzen, etc. etc...

Jörg hatte erklärt, so ein Fahrradshopper wäre eigentlich ganz nett. Aber...man will ja da kein Risiko eingehen. Man stelle sich vor - kaum hat er das erste mal seine Einkäufe mit dem Ding getätigt, und schon entsteht ein derartiger Testosteronsturz, dass er sich hinterher prompt das passende Kleidchen dazu kauft, einen Antrag auf Geschlechtsumwandlung stellt, seine Freundin ihn daraufhin verlässt und mich wegen böswilliger Beziehungszerstörung verklagt. Kaum auszumalen. Oben seht Ihr meinen Versuch - ich habe mein Bestes getan. Wirklich.


Jedenfalls - allen bei Fundus hier noch mal ausdrücklich und von ganzem Herzen: Herzlichen Dank! Ihr seid die Besten!

Grete

Freitag, 9. April 2010

Westfälische Ausdauer


Experiment "Sweatshop" ist ja nun irgendwie nicht ganz so gelaufen, wie ich mir das eigentlich gedacht hatte. Um Euch auch an meinen Schlußfolgerungen teilhaben zu lassen:

Nein, man kann die Herstellungszeit einer Schürze NICHT von 4 - 5 Stunden auf die Hälfte verkürzen, nur weil man 13 Stück gleichzeitig näht.
Es sind immer noch mindestens 4 Stunden pro Schürze - es kommt einem nur VIEL länger vor.

Und dieses Glücksgefühl, dass man üblicherweise empfindet, wenn man das fertige Produkt fotografiert und noch mal begutachtet, dieses sich-auf-die-Schulter-klopfen und die Selbstgespräche von der Sorte "Nein, hast du das wieder schön gemacht" werden ersetzt durch Äusserungen wie "Gott sei Dank sind diese Mistdinger jetzt fertig" - wobei man den Drang den ordentlichen Stapel Schürzen mal kurz mit einem Fußtritt in den nächste Ecke zu befördern nur mit großer Mühe unterdrücken kann.

Ergo - Massenproduktion ist für den kreativen Prozess nicht besonders förderlich.

Aber.... zumindest kann man sich ob der gezeigten Ausdauer einen Orden an die nicht besonders stolzgeschwellte Brust heften. Wenigstens habe ich nicht mitten drin alles in die Kiste mit den UFOs (unfinished objects) gepackt und irgendwas nettes, originelles, klitze-kleines angefangen um mich abzulenken.

Was ich aber jetzt gleich nachholen werde.
Allen ein schönes Wochenende

Grete

Freitag, 2. April 2010

Westfälische Effizienz

Gewisse Dinge müssen sich ändern.
Dies ist schließlich kein Hobby mehr.
Effizienz, Kostenrechnung, Leistungsorientierung.
Von wegen: Oh, heute ist mir mal danach ein Schürzchen zu nähen.
Nix da.

Das sind so die Sachen über die ich nachdenke, wenn ich nachts um 2 im Bett liege und nicht wieder einschlafen kann. Jedenfalls war dies letzte Nacht der Fall.
Gedacht - getan. Den Wecker auf 5.45 Uhr gestellt. Um 6 Uhr am Schreibtisch gesessen und die Buchführung erledigt. Bis 8.00 Uhr war ich dann auch mit dem Hund gelaufen, hatte das übliche Chaos aus Wohnzimmer und Küche beseitigt und war bereit für Experiment: "Westfälische Effizienz oder - auch wir können chinesischen Sweatshop"

Der Plan: 13 Schürzen aus 13 verschiedenen Stoffen mit 13 verschiedenen Akzentstoffen für Taschen und Bänder und 13 verschiedenen Spitzen zur Verzierung zuschneiden und nähen.

8.25 Uhr - von allen 13 Stoffballen je 1,30 m abgeschnitten
8.50 Uhr - erste Schürze aus grünem Stoff mit weißen Punkten zugeschnitten
8.55 Uhr - kalkuliert, wie lange ich für alle 13 brauche, wenn ich in diesem Tempo weiterarbeite
9.00 Uhr - brauche Kaffee, hmmmmmm - mal gucken, was die anderen Mädels auf ihren Blogs so zu berichten haben
9.45 Uhr - Umpfffff - 45 Minuten verplempert, jetzt aber...
10.15 Uhr - zweite Schürze aus rosa Stoff mit weißen Punkten zugeschnitten
10.20 Uhr - Telefon "Mama, kannst du mich abholen kommen?" "Tsk - ich bin hier gerade beschäftigt, kannst du nicht den Bus nehmen?" "Die fahren heute nicht, ist doch Feiertag."
11.10 Uhr - schon wieder fast eine Stunde futsch... so wird das nichts!
11.35 Uhr - dritte Schürze aus rotem Stoff mit weißen Punkten zugeschnitten
11.40 Uhr - die Schwester anrufen "Du, ich bin heute total effizient. Ich will heute 13 Schürzen zuschneiden und vielleicht sogar nähen. Und? Was machst du heute so?......"
12.30 Uhr - hmmmmmmm, zu lange telefoniert - schon Mittag. Hunger habe ich auch. Erstmal einen Happen essen. Und vielleicht ein klitzekleines Mittagsschläfchen. Schließlich ist Feiertag. In China gibts bestimmt auch Feiertage, an denen man nicht an die Nähmaschine gekettet wird.
15.15 Uhr - Ahhhhhhh - nichts schöner als ein ordentlicher Mittagsschlaf. Und schließlich hatte ich ja heute nacht so schlecht geschlafen. Musste ja schließlich über die Dinge nachdenken, die sich ändern sollen - von wegen Kosten. Effizienz. Leistung. Und so weiter. Und dann früh aufgestanden um alles in die Tat umzusetzen. Da hatte man sich das redlich verdient.
15.20 Uhr - Blick auf den Nähtisch. Sollte man fotografieren und im Blog posten. Damit andere von diesem Musterbeispiel westfälischen Fleißes auch lernen können.