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Freitag, 13. August 2010

Manische Episoden (...dabei wirkt sie doch eigentlich ganz normal...)


Ab und zu sollte man ja den eigenen Geisteszustand etwas kritischer unter die Lupe nehmen. Gucken ob einen diese obsessiven Neigungen bereits ungebremst vor die Wand fahren lassen. Ob die Menschen um einen herum verstärkt anfangen einem mitleidig den Kopf zu tätscheln und dabei leise "tsk-tsk" murmeln.

Vor einiger Zeit hatte ich auf einem amerikanischen Blog die Fotos der Stoffsammlung einer langjährigen Quilterin betrachtet. Die Frau hatte mittlerweile seit 2 Jahren ihre Nähmaschine nicht mehr angefasst, weil sie

a) ununterbrochen damit beschäftigt war, von jedem auf dieser Erde erhältlichen Stoff wenigstens EIN Stückchen zu kaufen

und

b) den Gedanken nicht ertragen konnte, dass vernähte Stoffe dann nicht mehr auf ihren Regalen liegen würden.

Die Bilder waren unglaublich. Mehrere Räume, bis unter die Decke vollgestopft mit Stoffen.

Nun sind ja menschliche Wesen, die sich mit patchworken, quilten, nähen an sich, etc. beschäftigen von Natur aus eine Mischung aus manisch-obsessiven Irren und Hamstern,die alles sammeln, was sich in irgendeiner Form festnähen, heften oder kleben lässt oder was man für das festnähen, heften oder kleben gebrauchen kann: Stoffe, Garne, Knöpfe, Vliese, Spitzen, Bänder, Perlen, Werkezeuge, Schablonen, Lineale... und es kommt immer noch etwas neues dazu.

Allein die Aufgabe, Ordnung in dieser Materialfülle und den Überblick zu behalten ist ein Ganztagsjob.

Und dann kommen noch diese Schübe dazu. Die, wo man glaubt, es wäre eine supergute, total effiziente Idee irgendwelche Dinge mal eben kurz in etwas größeren Stückzahlen zu fertigen.

Wo man mittendrin in Unmengen von fertig zugeschnittenen Teilen sitzt, wiederholt die Stirn auf die Tischplatte schlägt und sich laut fragt: "Was in Gott's Namen habe ich mir denn dabei gedacht???"

Vorgestern morgen um 6.00 Uhr. Gut geschlafen. Energiegeladen. Und dann ein Gehirnkrampf von der Sorte: "Warum mache ich jetzt nicht einfach aus ALLEN meinen Stoffresten kleine Taschentuchtäschchen als Geschenk für neue Kunden?"

Schließlich dauert so ein Ding ja alles in allem nur so 20 Minuten.
Deswegen macht es ja unglaublich viel Sinn, gleich 180 davon zuzuschneiden.

Ernsthaft. Ich hatte Mathe in der Schule. Theoretisch dürfte ich in der Lage sein herauszufinden, dass 180 x 20 Minuten bedeutet, 60 Stunden lang ununterbrochen Taschentuchtäschchen zu nähen.

Ich scheine nur in diesen Momenten kompletter geistiger Umnachtung nicht auf die Idee zu kommen, diese Rechnung zu machen, die Vorstellung ein paar Minuten sacken zu lassen, um dann zu beschliessen, 10 oder 20 täten es auch.



2 Kommentare:

  1. Hallo Margarethe,

    vor kurzem bin ich auf deinen Blog gestoßen und erfreue mich sehr an den Bildern und Kommentaren !
    Deine Werkstatt sieht so einladend aus , und in deinen Beiträgen kann man sich als "Näh- und Stoff- Besessene" sofort wieder finden - so wie in diesem Post - herrlich ! ;-)

    Liebe Grüße

    irene

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  2. Hallo Irene,

    ja - das ist das schöne daran, diese etwas absonderliche Sucht zu haben, man findet immer wieder heraus, dass man nicht alleine ist. Und...siehe oben .... dass es immer welche gibt, die VIEL schlimmer sind. Schön, dass dir meine Beiträge gefallen und danke für den netten Kommentar :o)

    Grete

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