Samstag, 30. Juli 2011
Rückkehr zur Nähnadel
Yup, nähen ist die beste Therapie. Ein Tischläufer aus Lila Tuellers neuer Stoffserie - hübsch bunt und fröhlich, ein paar von den dicken fetten Prilblumen aus einem der Stoffe als Appliqué in die Mitte, wildes freihandquilten drumherum, jetzt noch das Binding dran und fertig wird er sein, mein Gute-Laune-Tischläufer.
Eine Sorte Therapie für die ich offensichtlich völlig ungeeignet bin ist die, die so in Gruppen stattfindet. Ich habe scheinbar eine unerklärliche Abneigung gegen die Gruppendynamik, die sich offenbar zwangsläufig entwickelt, wenn ein Haufen kranker Männer auf dem Programm stehen haben: "Wir teilen jetzt mal zwischen 11.45 und 12.30 Uhr die Details unserer Erkrankung und die damit verbundenen Emotionen mit anderen, uns völlig fremden Menschen"
Dann fängt so eine Art Wettbewerb an. Wer kann sich an mehr Einzelheiten erinnern, wer kann diese am ausführlichsten schildern und vor allem - wer ist denn jetzt hier am aller-aller-ALLER-schlimmsten erwischt worden. Das Leidenspotential scheint unbegrenzt, die Mitteilungsbedürftigkeit desgleichen und bis ich dann irgendwann an der Reihe bin hat sich ein Aggressionspegel aufgebaut der förmlich danach schreit laut auszusprechen was ich so denke. Es ist immer wieder erfreulich, dass niemand in meinen Kopf gucken kann.
Den Geist von Florence Nightingale findet man da leider selten.
Entsprechend sah mein Beitrag zum Gruppenleiden dann auch aus: "Infarkt. Bypass. Täglich besser. Danke der Nachfrage." Ich wette, die Aufsicht führende Psychologin hatte ihre Freude.
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Grete, wenn du nicht schon deine Berufung als Stoffjunkie gefunden hättest- du wärst als pragmatisch-humorvolle Psychotante einach unschlagbar.
AntwortenLöschenDu bist einfach großartig.
:)