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Donnerstag, 26. Januar 2017

DIY Schreibtisch im Industrie-Design



Hallo Ihr Lieben,

Julchen meldet sich mit einem DIY zurück.
Ich wünsch Euch ein frohes neues Jahr, wenn auch etwas verspätet.

Wie bereits erwähnt, mag ich es Dinge selber zu machen, zumindest wenn es irgendwie im Bereich des möglichen liegt ... und darum geht es heute auch - EINEN TISCH SELBER BAUEN.




Wir sind kürzlich umgezogen und mein Mann und ich haben eeeeendlich einen Platz ganz für uns ganz allein ... und für all unseren Krempel, ein Arbeitszimmer. In unserer alten Wohnung musste ich für alle Kreativarbeiten unser Esszimmer missbrauchen, verunstalten und verrummeln. Es sah immer aus wie bei Hempels unter'm Sofa ... nichts hatte seinen eigenen Platz. Außerdem hatten wir beide keinen vernünftigen Arbeitsplatz. Deswegen erfüllte sich mit einem eigenen Arbeitszimmer echt ein kleiner Traum für uns beide.
Wir stellten uns ein eher dunkles Arbeits- und Chill-Zimmer in einem Mix aus Industriecharme und Landhausstil mit viel Stauraum und noch mehr Arbeitsfläche vor. Dazu brauchten wir natürlich auch die passenden Schreibtische. Diese sollten riiiiiiesig werden, damit endlich genug Platz für alles da ist. Arbeitsfläche kann man ja nie genug haben nicht wahr? - vor allem wenn man gern kreativ wird. 
So große Schreibtisch-Oschis kosten aber dann auch entsprechend... Nun stehen nach einem Umzug natürlich auch viele andere Anschaffungen an und die gehen irgendwann ordentlich ins Portemonnaie.
Also dachten wir uns, die Tische bauen wir einfach selber. Wichtig waren uns Tischbeine in Form von Kufen aus Stahl. Die kann man natürlich nicht so einfach selber basteln, also suchte ich einen Anbieter bei Ebay heraus und bestellte die Dinger einfach.
Die Oberfläche sollte aus mehreren Planken bestehen, um den Industrie Effekt zu verstärken und gleichzeitig die Kosten im Rahmen zu halten.
Bei Ebay-Kleinanzeigen fand ich passendes. Die 5m-Bretter waren nur leider etwas zu lang für mein Auto... abgesehen davon, dass mir 2,50 m lange Tische riesig genug erschienen.
Was also tun? Papa anrufen! :-) Mit meinem Vater, seinem Hänger, seiner Kettensäge und meinem Mann bewaffnet, schaffte ich es letzlich, die Mörderbretter zweigeteilt nach Hause zu bekommen.

So konnten wir endlich starten. Für einen Tisch in 2,50 m Länge und 1 m Breite verwendeten wir folgende Materialien:

  • 1 Paar Kufen ( 90 x 75 x 10 cm)
  • Dachlatten als Unterkonstruktion ( insgesamt ca. 10 m in 5 cm Breite )
  • ca. 50 Schrauben in 5 cm Länge
  • Akkuschrauber mit passendem Bit für die Schrauben
  • 5 Bretter ( 250 x 20 x 3 cm) am besten Fichte
  • Kappsäge oder alternative Säge
  • Schleifgerät
  • Bohrer mit kleinem Bohraufsatz
  • Apfelessig
  • Stahlwolle 000 extra fein
  • großes verschließbares Glas (z.B. Weckglas)
  • breiter Malerpinsel
  • Antikwachs
  • altes fusselfreies Tuch
Ich kann natürlich für nichts garantieren, falls Ihr es auch ausprobieren wollt, aber bei uns hat zumindest alles wunderbar funktioniert. Falls also Schrauben im Finger landen, Splitter ins Auge fliegen oder Latten in Füßen verschraubt werden... ich bin nicht Schuld! ;-)

Jeder Profi würde bei unserer Konstruktion vermutlich mit den Zähnen knirschen... aber es hält und der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel.
Die 5 Bretter (je 2,50m lang) fixierten wir zunächst rechts und links mit je 2 Querlatten, die genauso lang waren, wie die Kufen, also 90 cm. Ausgerichtet wurden die Latten so, dass die Kufen exakt darunter montieren werden konnten... die Löcher für die Schrauben sollte man sicherheitshalber vorbohren, damit das Holz nicht reißen kann.
Anschließend schraubten wir 2 Latten diagonal zwischen die Querlatten um Halt in die Konstruktion zu bekommen. Da die 2,50m Bretter teilweise etwas uneben waren, zogen wir durch das verschrauben weiterer Querlatten alles ein wenig zusammen.


Nachdem die Unterkonstruktion fertig war und wir eine zusammenhängende Platte geschaffen hatten, ging es ans Schleifen. Eine meiner Lieblingsarbeiten ... das mache ich richtig gerne – mein persönliches Zen-Erlebnis.
Die Vorderseite sollte natürlich möglichst plan sein, damit man an dem Tisch auch vernünftig arbeiten kann. Deswegen ist ordentliches Schleifen auch so enorm wichtig. Man muss mit der Hand über die Oberfläche streichen können, ohne irgendwo eine Kante zu spüren. Auch die Kanten sollten schön abgerundet werden.























Der nächste Schritt war die Oberflächenbehandlung. Das Finish sollte grau-braun, matt und altaussehend sein.
Dazu musste ich lange experimentieren und recherchieren. Ich probierte zig käufliche Lasuren und Beizen aus, leider nie mit dem gewünschten Ergebnis.
Schließlich stieß ich im Internet auf ein Hausmittelchen, das Holz künstlich altern lassen soll.

Dazu nimmt man ein verschließbares Glas, Apfelessig, nach Wunsch einen gebrauchten Kaffeesatz (gibt etwas mehr Bräune – ich nahm ein Kaffeepad mit etwas aufgegossenem heißen Wasser) und Stahlwolle bis zum Rand des Glases. Die Stahlwolle bekommt man im Baumarkt, ich nahm 000 extra fein. Das ganze lässt man mindestens 24 Stunden ruhen. Je länger man die Stahlwolle in dem Essig lässt, desto dunkler wird hinterher das Ergebnis. Die Wolle reagiert mit dem Essig und lässt so eine Art von Beize für Holz entstehen.

Mit der Stahlwolle kann man dann im ersten Gang das Holz einreiben. Danach schmeißt man es weg und pinselt die Flüssigkeit so oft auf das Holz, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Am schönsten reagiert die Beize mit Fichtenholz. Es dunkelt auch sehr flott nach... man kann fast dabei zusehen.
Ich musste insgesamt 5 mal drüber pinseln bis es mir dunkel genug war. Das ganze müffelt erstmal ein wenig nach faulen Eiern, deswegen sollte man die Prozedur möglichst nicht im Haus durchziehen. Der Geruch verfliegt aber schon nach einigen Tagen.
























Die gekauften Kufen konnten nun an die Platte geschraubt werden. Löcher dazu waren im Stahl bereits vorhanden. Passt auf, dass die Schrauben in den Querlatten nicht so sitzen, dass die Schrauben für die Kufen genau an die gleiche Stelle kommen! Sonst habt Ihr ein Problem. ;-)



Das Holz sollte noch imprägniert werden um es weniger feuchtigkeitsanfällig zu machen. Dazu benutze ich ein Antikwachs. Einfach mit einem Tuch einreiben und einziehen lassen.
























… UND TADAAAA, FERTIG IST DER TISCH IM IDUSTRIELOOK.








































Ich bin nach wie vor ausserordentlich zufrieden mit unserem Ergebnis. Insgesamt haben wir pro Tisch ca. 200€ für das Material bezahlt. Im Handel würde man sicherlich das vier- bis fünffache dafür hinblättern... somit ist es keine schlechte Alternative zum gekauften Tisch, wenn man nicht gerade zwei linke Hände hat.
Ich hoffe, Ihr konntet was mit meinem DIY anfangen und es hat Euch gefallen.

Bis zum nächsten Mal,


Eure Julia